Unser Treffen am 15.10.2013
Unser Treffen am 15.10.2013 führte einige wetterfeste Lions zu einer von Dr. Pusch, Mitarbeiter der Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt, moderierten Begehung wichtiger Binnensalzstellen des östlichen Kyffhäuserkreises.
An einigen Stellen des östlichen Kyffhäuserkreises wie Bad Frankenhausen, Artern und Esperstedter Ried entspringen durch geologische Besonderheiten wie Salzhüte salzhaltige Quellen, die früher teilweise zur Sole Salzgewinnung dienten. Diese Binnensalzstellen bieten heute Lebensraum für äußerst seltene Tier- und vor allem Pflanzenarten mit raffinierten Anpassungsmechanismen, wie Saugwurzeln, Salzdrüsen und Salzsperren, Blattbehaarung und Wasserspeicher. Durch die engagierte Arbeit Dr. Pusch’s und angesehene Botaniker (Dutti, Karstedt) sind die Salzstellen als Fauna-Flora-Habitat-(FFH) Gebiete und europäisches Naturerbe heute ein bedeutender Teil des Europäischen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000.
Binnensalzstellen sind halbnatürliche Lebensräume.
In früheren Jahren führte die landwirtschaftliche Intensivierung zum Verlust artenreicher Salzstellen im Kyffhäuserkreis und ganz Thüringen. Dagegen bilden Naturschutz und Landwirtschaft heute ein partnerschaftliches Miteinander. Ein abgestimmtes System aus Beweidung, Entwässerung mittels Pumpwerken und Gräben sowie Mahd verhindert eine Schilf- und Queckenüberwucherung der Licht affinen Salzpflanzen oder Halophyten.
Dies ist besonders im Esperstedter Ried, dem ersten Schauplatz unserer Exkursion, zu beobachten, . Hier findet man seltenen Pflanzen aus Küstenregionen des Ost- ,Nordsee- und Mittelmeerraumes, sowie Steppenbewohner Asiens und Mittleren Ostens. Von den ca. 30 Arten sei als kleine Auswahl hier die blau blühende Strandaster, die Salz-Melde und -Binse, der Queller und das Salzhasenohr genannt.
Zur geologischen Erkundung finden im Esperstedter Ried zur Zeit 220 Meter tiefe Forschungsbohrungen statt, da unterirdische Ablaugungen von Salzen, Kalkstein, Anhydrit und Gips in der Kyffhäuser-Region gehäuft zu geologischen Problemen wie Erdfällen und damit verbundenen statischen Schwierigkeiten (schiefe Kirchturm Frankenhausen) führen.
Der zweite Besichtigungspunkt umfasste das kleine Naturschutzgebiet Artener Solgraben am alten Westbahnhof.
Inmitten des Artener Friedhofs entspringt die Solquelle.
Die Quelle, ca. 3 Eimer pro Minute, sprudelt vermutlich schon seit tausenden Jahren . Die Sole steigt aus 200 Metern auf und läuft im Solgraben ab. Aus der Solquelle sprudeln pro Sekunde drei Eimer Salzwasser mit ca. 250 g Salz pro Eimer. Über 400 Jahre wurde aus der Solquelle Salz gewonnen. Um 1850 stieß man auf die 10 x salzhaltigere Borlachquelle. Die alte Quelle wurde zur Salzgewinnung nicht mehr genutzt, und auch die Gradierwerke wurden nach und nach abgerissen. Heute speist die Quelle nur noch das Soleschwimmbad und den Solegraben, dient somit nicht mehr der Salzgewinnung.
Das Naturschutzgebiet Solgraben zählt nach seiner Renaturierung durch Bauschuttberäumung zu den wichtigsten Salzstellen Deutschlands. Auch am Solgraben kann man Salzpflanzen entdecken, die man vom Urlaub am Meer kennt. Auf kleinem Raum kommen hier 22 Salzpflanzen vor. Wie z.B. Salzmelde, Strand-Sode, Queller, Strand- und Felsen-Beifuß, Salz-Hasenohr, Strand-Wegerich
Im Wasser tummeln sich im übrigen Stichlinge.
Die botanische Rarität Felsen-Beifuß kommt in Deutschland nur noch in Artern als westlichsten Lebensraum vor. Sein Hauptverbreitungsgebiet liegt in Zentralasien und Rußland. Ende der 80 -iger Jahre erfolgte aus nur noch einer Mutterpflanze über Pflanzbeete durch den Botaniker Johannes Thal eine Rettung und wieder zahlreiche, stabile Ansiedlung des botanisch kostbaren Felsen-Beifuß.
Dem ebenfalls vorkommenden Strand-Beifuß hat Artern zwei Unternehmen zu verdanken, einen Forschungsbetrieb und ein Saatzuchtunternehmen. Die Inhaltsstoffe werden u.a. zur Wurmkur verwendet.
Nach einer spannenden und feuchten Exkursion stärkten wir uns vor Ort mit Glühpunsch, Kaffee und Streuselkuchen. Wir danken Dr. Pusch für diesen interessanten Nachmittag.
Die Textinfos wurden dem Vortrag Dr. Pusch’s und den Infotafeln an Binnensalzstellen entnommen.